Monday, August 1, 2016

WENN DIE NACHT...

Ort: Indonesien, Sumatra, Kersiktuo, Maninjau See
Zeit: August 1994 
 

DER WEG VON KERSIKTUO

Es waren fantastische Tage in Kersiktuo. An dem Tag nach unserer Vulkan Tour entschlossen wir uns den Ort zu verlassen. Wir wollten weiter nach Norden gehen. Holger, Ruth und ich hatten beschlossen uns zu trennen. Sie wollten sich ein paar Tage in der Stadt von Padang ausruhen, ich wollte schnellstmöglichst zum Maninjau See. Ich brauchte ein bisschen die Umgebung am Wasser, wo ich schwimmen und mich weit vom Massenstrom der Touristen weiter erholen konnte.
 So wie gewohnt, der Bus kam mit grösserer Verspätung. So wie gewohnt, er war auch überfüllt. Nun das ist halt der Fall wenn es nur einen Bus am Tag in Richtung Norden und einen in Richtung Süden gibt. Wenigstens, kann man immernoch von diesem Ort wegkommen. Man muss sich nur daran gewöhnen dass diese Busse dann kaum Platz haben und man erstmal für vielleicht sogar ein paar Stunden stehen muss. Es ist halt der einzige Weg. Ich hatte mich zumindest daran gewöhnt und meine eigene Strategie für Busfahrten entwickelt. Ich schloss alle meine Sinne zur Aussenwelt ab. Ich existierte in diesen Stunden nur in meiner eigenen Welt der Gedanken. Dann machte es auch nichts aus wie chaotisch ein Bus war. Das wichtigste bekam dann irgendwann einen Platz zum Sitzen zu bekommen. Das Land war einfach zu gross und die Fahrten waren einfach zu lang um alles im Detail zu sehen. Da ist soviel Schönheit auf Sumatra. Es ist einfach unmöglich jeden Baum in den riesigen Wäldern zu betrachten. Da sind zuviele Berge um sich jeden anzusehen. Ich fiel meistens in einen Halbschlaf oder in einen meditationsähnlichen Zustand. Somit wurden diese Reisen dann so gewöhnlich dass die Eindrücke der Natur normal waren und die Leute die Sensationen wurden. Ich gab es sogar auf aus dem Fenster zu schauen. Die Natur war schon beeindruckend aber an jedem Tag war es fast dasselbe. Riesige Wälder, Berge und dann manchmal der traurige Antlitz von Brandrodung. Indonesier brauchen halt Platz für ihre sich immer weiter ausdehnende zu grosse Bevölkerung. Der Verlust von Natur war nicht ihre grösste Sorge. Die Kinder mussten essen und sie brauchten mehr Geld. Deshalb konnten sie nicht daran denken dass sie die Natur zerstörten und somit den Lebensraum von Tieren und Pflanzen einengten. Natürlich war das schade, aber Danke an Religion und Modernisierung, so etwas spielte sich auf unserem Planeten an allen Orten immer wieder ab. 
Diese Reise wurde aber von zwei weder geplanten noch gewöhnlichen Vorfällen unterbrochen. Der Bus fuhr durch die hügelige Landschaft und manövrierte durch die vielen Kurven so gut wie es möglich war. Er ächzte über die morschen Holzbrücken. Manchmal hatten wir das Gefühl dass diese nicht das Gewicht halten könnten. Manchmal polterten wir über grössere Steine und Felsbrocken und der Bus sprang ein paarmal in der Luft. Es war klar dass der Fahrer nicht fähig war die beste Linie zu finden. Es war in der Regensaison und die Strasse war glatt. Deshalb kam der Bus sogar ein paar Mal von seinem Weg ab und schnitt teilweise durch das Gebüsch am Wegesrand. Plötzlich, sprang der Fahrer hastig in die Bremsen. Die stehenden Fahrgäste wurden dadurch nach vorne geworfen. Es war ein Wunder dass niemand durch das Frontfenster flog. Der Bus kam zu einem vollen Halt unter quietschenden Bremsen. Ich schaute aus dem Seitenfenster um den Grund dieses aberwitzigen Manövers zu sehen. Einer der letzten seiner Spezie der sumatrischen Tiger verschwand gerade in das Unterholz. Ein majestetisches Tier, ich war sehr glücklich es zu sehen denn da waren nur noch sechs im gesamten Kerinci Gebiet berichtet. Was wäre gewesen wenn...? ..der Bus es gerammt hätte? Hätte es nur Schmerzen für das Tier bedeutet oder wäre der Bus von seinem Weg abgekommen? Würde dann so ein Tier nicht vollkommen sauer sein? Hätte es zum Gegenangriff auf die Passagiere ausgeholt? Nun, glücklicherweise war ja nicht viel weiter geschehen. Weder zu dem Tier noch zu uns, menschlichen Eindringlingen, in seinem Lebensraum.
Der zweite Vorfall war nochmal dramatischer. Der Bus kam endlich aus den windigen Kurven der Berge heraus. Wir hatten klare Sicht auf das nächste grössere Tal. Der Busfahrer musste auf einmal gedacht haben ein Formel Eins Fahrer zu sein. Vielleicht wollte er uns, ausländischen Fahrgästen, imponieren. Das brauchte er doch garnicht!  Es ist schon eine sehr seltsame Angewohnheit von männlichen Indonesiern immer wieder den starken Macker zu beweisen. Immer wieder habe ich gesehen wie diese Männer es mögen einfach nur so zu protzen. Ich schwöre ein breites Grinsen auf seinem Gesicht gesehen zu haben als er sich vor seinem Stunt noch einmal zu uns umdrehte. Er verschwendete noch nicht einmal Zeit vollen Gebrauch von seiner Kupplung zu machen um dann nur noch den Motor aufheulen zu lassen und unglaublich zu beschleunigen. Der Bus donnerte mit unglaublicher Geschwindigkeit den Berg herunter. Nun, irgendiwe müssen ihn seine Erinnerungen betrogen haben oder aber er war neu auf dieser Strecke. Unvorhergesagt, er sprang auf einmal in seine Bremsen und der Bus schlitterte am Abgrund entlang. Er hatte eine enge Haarnadelkurve übersehen oder schlichtweg vergessen. Diese nahm der Bus dann auf zwei Reifen. Netter Stunt Junge! War nicht nötig gewesen! Dann krachte der Bus zurück auf seine vier Räder.  Ein betäubender Krach kam von hinten. Der Bus kam nicht mehr ins Gleichgewicht. Er hing ganz klar an seinen Hinterachsen herunter. Die indonesischen Fahrgäste schrien vor Angst. Ein Blick auf Holger reichte mir. Er war wohl gerade tief in bösen Gedanken versunken.
'Er hat den Bus fertiggemacht!' Das war der einzige aber wohl auch am meisten passende Kommentar. 
Ich sah aus dem Vorderfenster. Glücklicherweise waren wir jetzt auf einer Gerade. Der Bus war immernoch nicht fähig zu einem vollen Stop zu kommen. Das Gefälle war noch zu stark. Er schlitterte vorwärts. Nur nach ein paar hundert Meter konnte er sich endlich verlangsamen. Aber was machte der Fahrer nun? Er sah dass er nur noch ein paar hundert Meter vom nächsten Dorf entfernt war.  Er hielt nicht an. Der Bus wurde bis zum ersten Haus der Niederlassung gequält. Nun, auch okay mit mir. Nun hatte ich nicht über Unfälle auf Sumatra gehört, jetzt war ich sogar in einem.

ANKUNFT IN MANINJAU

Der Bus konnte so schnell nicht repariert werden. Wir mussten auf einen neuen Bus für ein paar Stunden warten. Somit war es nicht möglich weiter als Padang zu kommen. Ich musste die Nacht dort verbringen. Eine weitere Stadt die ich nicht mochte. Ich wollte raus in die Natur. Das war dann am nächsten Tag möglich. I fühlte mich schon irgendwie verbunden mit Maninjau als ich dort ankam. Nur, ich hatte niemals vorher diesen Ort besucht, aber ich fühlte mich familiär mit dem Setting. Die Vergangenheit hatte mich wieder eingeholt. Dies hier war ein Teil der verrückten Halbwirklichkeit. Es war dieselbe seltsame Situation wie im vorherigen Jahr in Chiang Mai und auf Koh Phangan. Der Aussenstehende wird keine Verbindung von diesen Plätzen sehen. Aber für mich, ich wusste sofort dass es einer der wichtigsten Orte auf meinen Asienreisen werden konnte.
Dieser Ort fällt immernoch in den Reiseführern unter die Kategorie 'weg vom vorgetretenen Pfad', zumindest in 2016. Ehrlich gesagt, es sollte auch so sein. Dieser Ort kann einen zum Irrsinn treiben. Ein paar Komponenten kommen dabei zusammen, die Menschen, die Natur und die Geschichte der Region. 
Die einheimischen Minangkabau sind offensichtlich nicht sehr angenehme Menschen. Sie haben sogar unter anderen Indonesiern einen sehr schlechten Ruf.
 'Sie sind keine ehrlichen Menschen. Sie lächeln dich an und du denkst dass sie freundlich sind. Aber sie denken nur daran wie sie aus dir Geld holen können. Dann überzeugen sie dich ein Geschäft zu machen. Dann machst du einen Vertrag mit ihnen und fühlst dich sicher. Leider jedoch hat ein Mann diesen Vertrag unterzeichnet. Sie werden dir lächelnd erklären dass in ihrer Kultur die Unterschrift eines Mannes nicht zählt. Eine Frau hat den Vertrag zu unterzeichnen. Du hast keine Frau, du hast keinen gültigen Vertrag.'
So wurde es mir von dem Karo Batak Camorra erklärt den ich dort traf. Ich hatte auf meinen Reisen durch Indonesien den meisten Respekt vor den Batak. Ich möchte diese Leute gerne näher beschreiben. Sie sind stolze und direkte Menschen. Sie werden einem offen die Meinung sagen.  Auf der anderen Seite sollte man sich niemals einen Batak zum Feind machen. Denn solange sie Freunde sind dann sind sie sehr loyal und werden einem und der Familie immer helfen. Wenn sie jedoch zum Feind werden, kann es gefährlich sein.  Dann sollte man besser seine Beine in die Hände nehmen und rennen. Diese Menschen waren für eine sehr lange Zeit das Herztück der indonesischen Black Ops. Sie sind sehr starke Menschen, im Willen und im Körperbau. In 1993, ein paar Polizisten beleidigten ein paar Batak. Daraufhin wurden sie verprügelt und aus dem Dorf gejagt. Die Zentralregierung in Jakarta wollte sich dieses nicht gefallen lassen und sendete ein paar Polizisten in das Dorf um die Schuldigen festzunehmen. Die Bewohner des Dorfes hielten eng zusammen. Das einzige was zurück nach Jakarta kam waren die abgetrennte Köpfe der Polizisten. Im folgenden Jahr wurden die Batak sehr von der Transmigrasi Politik betroffen. Dies bedeutete dass tausende von den Menschen ihre Heimat verlassen mussten und in andere Teile von Indonesien gebracht wurden. Sie waren zu stark und zu unabhängig von der Suharto Regierung geworden. Die Batak verloren ihre führende Positionen in der indonesischen Armee und viele von ihnen hatten sich versteckt und vermieden jeglichen Kontakt mit öffentlichen Stellen. Camorra war einer von diesen Personen.

Dennoch dachte ich zuerst dass der Batak von Vorurteilen besetzt war. Dann traf ich jedoch Nogat. Er war ein ehemaliger Tennis Profi und ich war erstaunt solch eine bekannte Person hier zu finden. Er war von Kroatien und war wegen dem Buergerkrieg in seinem Land nach Indonesien geflohen. Ich kannte seinen Namen von Berichten und von Fotos und er zeigte mir ein Bild von ihm in einem Panzer. Ich glaubte seine Geschichte. Er war Zeuge von vielen Toden in seiner Familie und in seinem Freundeskreis geworden. Er hatte seine Chance wahrgenommen aus dem Land zu fliehen. Nun wollte er in Indonesien seinen Frieden finden. Sein Plan war ein Gasthaus zu öffnen. Deshalb hatte er von einem Mann Besitz direkt am See erworben. Die ideale Lage für ein Resort. Dann wollte er sein Besitz registrieren. Im Amt wurde ihm jedoch mitgeteilt dass der Vertrag nicht gültig war. Die Behörde hatte ihm gesagt dass ein Vertrag mit einem Minangkabau Mann legal keinen Bestand hatte. Die Frau musste unterzeichnen. Vielleicht könnte man ihn dumm nennen. Aber wer erwartete dass es solche Regeln in Indonesien, einem islamischen Land, geben könnte? Er hatte das meiste von seinen Ersparnissen verloren. Die Chancen waren nicht besonders gut dass er mit seinem Anwalt viel erreichen konnte. Camorra war nicht nur sein Freund sondern sein Leibwächter geworden. Er erzählte mir dass Nogats Leben schon ein paar Mal bedroht wurde. Dies sah der Batak jedoch als gutes Zeichen. Wieso sollte die andere Seite ihm drohen wenn sie nicht befürchtete einen Prozess zu verlieren? Camorra erklärte mir dass eine andere Moeglichkeit des Kroaten war eine der drei Töchter zu heiraten. Leider waren alle drei jedoch sehr hässlich. Im Fall einer Hochzeit hätte er zudem noch mehr verloren. Denn, in dem Fall würde unter dem Gesetz der Minangkabau die Frau alle Besitztümer des Mannes fordern. Nun, das war wirklich eine sehr verwirrte Situation.
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In diesem Ort mit einem matrilinearen Hintergrund wollte ich die nächste Woche oder Wochen verbringen. Es sah und hörte sich von weiteren Beschreibungen sehr interessant an. Die Landschaft um den Kratersee sah sehr schön aus und das Klima war angenehm. Ich musste halt nur die Einheimischen vermeiden. Der See hatte mich schon am ersten Tag in seinen Bann gezogen. Er war meistens mit einem dichten Nebel verhangen und die gegenüberliegende Seit konnte dann nicht klar gesehen werden. Eine besondere Energie ging von ihm aus.

SEMANGAT

Etwas was man über den Maninjau See wissen sollte ist der kulturelle Hintergrund. Die Minangkabau werden heutzutage als Moslems beschrieben. Eigentlich besteht da aber ein viel tieferer Zusammenhang. Dieser ist zum Animismus. Ein Teil dieses Glaubens dreht sich um eine Seele die unabhängig vom Körper besteht. Diese Seele, das semangat, hat die Eigenschaft, dass sie sich vom Körper trennen kann und andere Gestalten annimmt. 
Ein paar Glaubensrichtungen von ursprünglichen Völkern in der ganzen Wlt haben ein paar Gemeinsamkeiten. Da gibt es ein paar schockende Ähnlichkeiten sogar auf unterschiedlichen Kontinenten. Selbst auf der touristischen Insel von Bali gibt es einen heimlichen spirituellen Glauben. Dort wird von Einheimischen behauptet dass manche Leute ihren Kopf von ihrem Rumpf in der Nacht abtrennen können. Dieser Kopf geht dann auf Blutsuche. Überall auf diesem Planeten gibt es ähnliche Geschichten. Der Vampirglaube in Europa ist von Island bis nach Griechenland verbreitet. In Asien gibt es verschiedene Berichte von Indien über Blutsauger. In Südost Asien ist dieser Glaube besonders in Kambodscha, in Malaysien und Indonesien verbreitet. Da gibt es verschiedene Orte auf allen Kontinenten über diesen Kult. Nun, ich entdeckte keine Vampire in Indonesien.
Ich glaube jedoch an Seelen und Energiequellen. Der Geisterglaube der Minangkabau ist nicht mit Vampirismus verbunden. Das Beispiel gab ich nur um klarzumachen dass es viele Dinge in der Welt gibt die wir nicht rational erklären können. Unsere Erziehung, Ausbildung, Wissenschaft und Religion hat uns Wissen gegeben aber hält uns von unerklärbaren und schwer erklärbaren Mysterien ab. Unsere Gehirne sind zu sehr beeinflusst von einem bestehenden System was alles in den Bahnen halten will. Der Glaube des semangat ist auf einem ähnlichen Konzept wie der Vampirkult gebaut. Nur betrifft es halt nicht den Kopf und Blutsaugen sondern eine restlose Seele. Die Grundlage ist der Glaube an zwei getrennte Seelen. Da ist die Seele wie wir sie im Westen verstehen und das sogenannte semangat. Die spätere kann sich vom Körper absondern und eine andere Form annehmen. Es besteht ohne die Funktionen von Denken, Gefühlen oder Erfahrungen. Diese Erklärung erinnerte mich sehr an die Trance Taenzer auf Bali. Wenn solch ein Zustand des Selbst abgetrennt von körperlicher Gegenwart bestand, dann eröffnete es neue Möglichkeiten die Realität wahrzunehmen. Dann könnte es auch wahrscheinlich sein dass sich diese Tänzer tatsächlich mit Dolchen durchbohrten ohne es wirklich zu spüren oder sich zu verletzen. 
Wieviel wussten wir denn wirklich von dem menschlichen Körper was durch Wissenschaft erklärbar war? Warum hatten wir denn noch keine Seele entdeckt oder war ein Wissen darum zu gefährlich? Was hielt die Wissenschaftler zurück nach einer Seele zu suchen wenn sie wirklich so klug waren? Wieso war es wichtiger ins Universum zu gehen anstelle sich mit dem Aufbau des Menschen weiterhin zu befassen?

Indonesier sind bekannt als Mosleme. Ich zweifle jedoch dass die meisten Teile des Archepelagos frei vom Animismus sind. Ich bin zu der Überzeugung gekommen dass Indonesien immernoch eng mit der Geisterwelt verbunden ist. Höchstwarscheinlich selbst in der Hauptstadt Jakarta. Deshalb wäre es nicht verwunderlich wenn folgende Gegebenheiten nicht nur Folgezustände des Drogenkonsums oder Alkoholmissbrauchs waren. Aber ich werde mir niemals sicher sein. Vielleicht schreibe ich ja nur ein paar Fantasien eines kaputten Gehirns. Die Minangkabau veehren das semangat als ein unsichtbares Teil welches zu jedem menschlichen Körper gehört. Sie haben immernoch Schamanen welche Leute heilen deren semangat von Geistern verseucht wurde. Dann besetzt ein böser Geist die Seele und die Betroffenen werden krank. Die Region um den Maninjau See war mit Sicherheit nicht dieselbe am Tag und in der Nacht. Während des Tages war alles friedlich, ruhig und zurückgelehnt.  Am Abend jedoch kamen die bösen Geister heraus. Dann verbreitete sich eine seltsame Magie. Ich nahm es als eine Gefahr wahr die vom See ausging. Viele Leute trugen Amulets um sich gegen böse Geister zu beschützen. Andere hatten Zeichen vom Sanskrit in den Eingängen ihrer Häuser plaziert. Diese Region hatte sich nicht in den letzten Jahrhunderten vom Animismus verabschiedet. 

DUNKLE KRÄFTE

Der See schien die Quelle von allem seltsamen was hier vor sich ging. Da war eine Faszination und Energie von ihm zu kommen die flüsterte 'Komm näher. Ich bin gut für dich. Schwimm in mir, tauch in mir.' Es war nicht erstaunlich dass es Gerüchte von vermissten Fischermännern gab und von verschollenen Urlaubern. Da waren auch Geschichten über einen Seedrachen der ahnungslose Schwimmer fing aber ich war eher amüsiert von diese Volksmärchen. Da gibt es keine Nessie und da war auch kein Seeungeheuer hier, Fakt! Wie auch immer, der dichte Nebel der über ihm trieb gab dem See etwas gespenstisches. Manchmal war der See so nebelverhangen dass er erst zur Mittagszeit in Sicht kam. Schon beim ersten Mal hatte ich ein seltsames Gefühl gehabt als ob er zu mir sprach 'Bleib hier, finde dein Schicksal. Ich bin die Wahrheit für die du dein Leben lang Ausschau gehalten hast. Da war Sicherheit nur für eine Sache, ich wurde langsam verrückt. Ein unsichtbarer mystischer Strahl wurde von dem See in alle Teile meiner Eingeweide gesendet. Der See nahm mich faszinierend in Beschlag und mit fortschreitender Dauer wurde ich enger in seinem Netz gefangen. Ich war mir nicht mehr sicher ob ich wirklich noch zu klaren Gedanken fähig war. Was schreibe ich hier? Das Denken spielte noch nicht einmal eine Rolle für mich. In diesen Tagen waren viele Gewitter. Jedes Mal wenn ein Blitz in den See einschlug, fühlte ich mich mehr und mehr und dann vollkommen gefangen in seinem spirituellen Netz. Meine Ideen wurden befragt. Meine Wertvorstellungen zählten nicht mehr. Ich bekam Teil, so wie ein Bauer im Schach, von diesem magischen Spektakel. Der Donner in the Bergen bekam Rhythmus in meinen Ohren. Rhythmus von einer gespenstischen Musik. Schön und doch furchteinflössend. Es spielte die Musik der Zerstörung. Der Vernichtung der alten Ketten von gesellschaftlichen Vorurteilen. Ich fühlte wie ich die Einschnürungen der modernen Welt verlor. Den Regeln die uns einengten. Den Vorschriften die uns von den mystischen Seiten unseres Planeten fernhielten. Barrieren die uns nicht schützten sondern beschränkten die klassischen Wahrheiten zu erkennen. Mein ganzes Leben lang hatte ich versucht zu erfahren was wirklich die Wahrheit war. Dieser Platz trieb mich wahnsinnig nah an diese Erfahrung. In diesen Tagen entwickelte ich ein sehr nahes Verständnis für den Kern und die Basis vom Leben. Durch mein Infragestelllen von allem was wir gelehrt wurden, wuchs ich zu einem anderen geistigen Verstehen. Ich entwickelte das in mir immernoch bestehende Verständnis dass es sich nur lohnte in der Gegenwart zu leben. Die Vergangenheit war nicht so wichtig und wir konnten sie nicht ändern. Die Zukunft war sowieso kaputt, also wieso sich darum Sorgen machen. Ein Teil davon erschaffte eine tiefe Kluft zwischen mir und meinem Leben in Deutschland. Ich verstand dass Europa verloren war. Die Menschen dort würden nichts ändern in den nächsten Jahren. Sie waren verstandlose Sklaven des Systems. Sie waren sich noch nicht einmal mehr bewusst über den wahren Sinn des Lebens. Fernsehen und andere Massenmedien hatten die Gehirne vergiftet. Dorthin zurückgehen bedeutete mich in ein mentales Gefängnis zu begeben.  Auf der anderen Seite war ich jedoch noch nicht bereit diese bequemen Strukturen hinter mir zu lassen.

Die depressive Wetterlage brachte auch die Fliegen. Sie schienen die Vorboten einer Katastrophe. Diese kleinen störenden Quälgeister die allerlei Krankheiten mit sich brachten. Sie sassen auf dem Essen und störten uns mit ihrem Herumschwirren über unsere Körper. Man konnte sich nicht sauber genug halten. Ihre Aufgabe war es offensichtlich uns auf den Geist zu gehen. Andere Tiere fingen an sich auch seltsam zu verhalten. Die Katzen starteten erstaunlich anschmiegsam zu werden. Vor ein paar Tagen waren sie noch nicht einmal in die Nähe der Menschen gekommen. Nun wurden sie sehr anhänglich. Sie versuchten den letzten verbliebenen Rest von Liebe auf diesem Planeten zu finden.  Sie versuchten sogar in unsere Räume zu kommen so dass Camorra dann bemerkte
'Für jeden nur eine Katze. Ihr könnt aber glücklich sein. Sie würden niemals in die Nähe von einem verwunschenen Menschen kommen.  So, ihr seid immernoch sehr am Leben, Leute.'
Er war in der Mitte dieser merkwürdigen Umstände die wohl am seltsamste Gestalt. Jedes Mal in dem Gewitter stand er an der Mauer zum Wasser. Er spreizte seine Arme über der Oberfläche. Jeden Donnerschlag begleitete er mit einer hämmernden Abwärtsbewegung der Arme. Er muss irgendwie einen Beat daraus bekommen haben. Dann widerum spielte er Jazz auf seiner Gitarre. Das war der totale Widersatz zu seinem verrückten Benehmen. Es war ein lieblicher Klang. Er komponierte mit der Hilfe der Elemente. Dann spielte er mir ein paar seiner Songs und versuchte zu erklären.
'Musik ist Leben. Es ist die Inszenierung von allen Kräften um uns herum. Die Elemente geben uns Balanze. Da ist Zerstörung aber da ist auch Liebe. Wenn wir den richtigen Einklang mit der Natur finden dann wird alles gut. Wenn wir eine Seite vernachlässigen dann werden wir krank. Wir müssen alles in der Natur umarmen. Weisst Du, ich bin der Sohn eines Shamanen. Wenn ich zurück zu meinen Leuten gehe, werde ich die Position meines Vaters übernehmen. Ich versuche die beste Balanze mit der  Natur zu erreichen. Dieser See hatte eine Menge Kraft. Wir müssen ihn mit dem höchsten Respekt behandeln.'
Mein europäisches Denken sagte mir dass der gute Knabe komplett verrückt war. Auf der anderen Seite war ich schon lange in Indonesien. Ich begann meine eigenen Ansichten zu hinterfragen. Wir, Europäer, hatten uns weit von der Natur entfernt. Wir hatten unsere Wurzeln vergessen. Wie konnten wir es uns anmaassen die Eingeborenen anzuzweifeln? War das nicht Arroganz? Wir hatten schon zuviele Türen hinter uns geschlossen die uns von der Wirklichkeit des Lebens abschirmten. Anstelle dessen glaubten wir nur noch was durch Wissenschaft belegt werden konnte. Es war so wie der Dalai Lama gesagt hatte. Wir im Westen hatten uns materialistisch entwickelt, das Herz war auf der Strecke geblieben. Bereits in 1991 hatte er darauf hingewiesen dass sich alles jedoch in den Folgejahren verschieben sollte. Dennoch wie konnten wir es uns zutrauen Südost Asien und seine Menschen zu verstehen? Wie konnten wir die Kultur, den Ursprung, die Traditionen und die Glaubenseinstellungen erfassen? Es war ja alles nicht wissenschaftlich erklärbar! Allerdings wissen ja die meisten Menschen mit einem akademischen Hintergrund dass Wissenschaft nur die mächtigen 5% der Menschen unterstützt. Hier wurde ich mit dem Ursprung des Lebens konfrontiert. Hier musste ich der Natur ins Auge sehen. Wir hatten uns soweit von der Natur entweg entwickelt. Wie konnte ich dann die Rituale und Zeremonien des Ursprungs begreifen?

In diesem Setting die verrücktesten Geschichten bekamen nun für mich Normalitäten. Ich verteidigte mich nicht mehr gegen die Eindrücke. Ein paar Vorfälle ereigneten sich die ich heute selber bezweifle. Einige waren so seltsam dass ich mich heute frage unter welchen Drogen ich denn damals gestanden habe. Es waren Ereignisse wo ich selber dran teilnahm und dann wiederum andere welche mir Camorra erzählte. Er war ein hervorragender Geschichtenerzähler. Er erzählte uns über seine Jahre als Reiseführer. Er hatte Urlauber auf Trekkingtouren geführt die von seinem Dorf losgingen. Er erzählte uns dass man sich immer gut für solch eine Tour vorbereiten musste. Nun, das ist nicht nur für die Ausrüstung erforderlich. Er deutete an dass man auch Geschenke für die Naturgeister dabeihaben sollte. Das sind kleine Geschenke und Opfergaben die man an bestimmte Plätze legt. Sie sollten die unruhigen Ahnen und Naturgeister besänftigen. Es war ihm schon ein paar Mal passiert dass es um die Mittagszeit dunkel im umliegenden Urwald wurde. Aber es gab keinen Hinweis auf Regen oder andere natürliche Gründe. Er wusste dass die Geister um sie waren. Damit sollte niemals gespasst werden. Er kniete sich hin und machte eine Gabe an seine Ahnen. Die Schatten über dem Urwald hoben sich wieder.  Es erinnerte mich an etwas was ich am Kerinci Vulkan beobachtet hatte. Dort hatte der Guide an ein paar Stellen Blumen und Süssigkeiten gelegt. Ich hatte mir nichts dabei gedacht, aber nun wurde ich daran erinnert. Der Glaube schien nicht nur unter den Batak verbreitet. Da war eine tiefe Verbindung zwischen den Naturgeistern und seinen Leuten. Diese tiefe Verbundenheit machte die Batak übermässig bewusst auf die Umwelt acht zu nehmen. Sie hassten es wenn Leute Unrat im Urwald wegschmissen. In Maningjau, sah ich ihn sogar Urlauber anhalten und ihnen zu erzählen ihr Kaugummipapier wieder aufzuheben. Viele Bataks würden niemals versuchen der Umwelt Harm anzutun. Jedes Stück von Unrat und Plastik der auf die Erde geschmissen wurde, bedeutete eine Beleidigung für die Ahnen. Sie verachteten Industrie denn diese änderte die Natur. Aber dennoch konnten sie immernoch ihre Spässe über die Natur machen. Camorra sah auch die Ironie in allem. Er redete darüber dass ein Batak selbst wenn er einen Piss am Vulkan hätte erst einmal die Naturgeister um Erlaubnis fragte. Ansonsten, meinte er mit breitem Grinsen, könnte eine Person krank werden. Dann würde er zum Schamanen gehen. Dieser schickte ihn dann zurück zum Berg um Opfer zu bringen. Solch eine Gabe besteht aus Süssigkeiten, Blumen und einem schwarzen Huhn. Eher tragische Ereignisse sind wenn Urlauber hinter einer Gruppe von Gestalten auf einen Berg folgen. Vielleicht würden sich die Touristen sogar wundern dass diese Gruppe nicht sprach und sich wie lautlos vorwärtsbewegte. Dann würden diese Begleiter auf einmal wie vom Erdboden verschluckt werden. So etwas hätte im vorherigen Jahr beinahe einem Engländer das Leben gekostet. Er war solch einer Prozession auf den höchsten Berg in Batak Land, dem Mount Sibayak gefolgt. Auf einmal war er im dichten Nebel gewesen. Die Gruppe konnte er nicht mehr sehen. Somit war er planlos für Tage auf dem Berg herumgerannt. Kurz vor seinem Dehydrieren und Verhungern war er von einem Suchtrupp gerettet worden. Nun, ich konnte dieser Geschichte Glauben schenken. Zum ersten Mal wurde mir bewusst was einmal in der Lebong Region passiert war. Ich hatte dort auch eine Prozession einen Berg steigen sehen. Zum Glück war ich aber nicht gefolgt. Ich verstand jetzt auch wieso mir eine Gruppe Soldaten gesagt hatte dass es gefährlich war allein auf den Bergen zu sein. Sie waren sogar so freundlich gewesen mich mit ihnen ins nächste Dorf zu nehmen.

Das am meisten für mich verwirrende Bestandteil unserer Unterhaltung war jedoch wenn er von meiner Wiedergeburt sprach. Er meinte dass es da einen Fehler gegeben hatte und ich eigentlich in Asien geboren sein sollte. Batak folgen einem sehr seltsamen Mix von verschiedenen Glauben. Darin mischen sich Animismus, Christentum und Buddhismus. Er erklärte mir dass die christlichen Missionare schöne Geschenke gebracht hatten und jeder wollte halt so ein Geschenk abbekommen. So, deshalb waren sie halt nur zu bereitwillig gewesen ihren Glauben an Gott zu bestätigen. Eigentlich hatte der Animismus jedoch das stärkste Gewicht. Der Buddhismus war von vielen akzeptiert denn er schränkte ja nicht die Religion ein. Die Batak versuchten das Leben in Balanze zu halten und deshalb war ihnen die Theorie des Mittleren Weges auch ganz klar. Da gab es keinen Unterschied zum Buddhismus. Den Glauben an Wiedergeburt hatten sie dann auch vom Buddhismus genommen. Dies passte auch zu ihren eigentlichen Überzeugungen. Ich lachte über seine Ideen meiner falschgelaufenen Wiedergeburt. Ich war natürlich von Asien fasziniert aber das bedeutete garnichts. Ich war kein Asiate, ich war Europäer. Dennoch, ich war zu ängstlich ihn in meinen Händen lesen zu lassen. Was konnte er entdecken? Ich wollte das wirklich nicht wissen.  Es war auch schon sehr merkwürdig dass er mich nach so einer kurzen Zeit schon kennen konnte. 

 Umso länger ich an diesem Ort blieb, desto mehr kam ich in einen geistigen Zustand der Abgestumpftheit. Ich lebte in den Tag. Ich tat nichts, garnichts ausser mit meinen Freunden zu reden und im See zu schwimmen. Eines Tages sah ich einen sehr seltsamen Mann. Sein Gesicht war von tiefen Löchern gezeichnet. Das waren vielleicht die Zeichen einer Krankheit. Seine Augen lagen tief aber waren ausdruckslos. Ich dachte zunächst dass er blind war. Aber nichts schien ihm seine Vision zu nehmen. Die anderen Dorfbewohner kamen ihm noch nicht einmal nahe. Dann spürte ich wie er immer um uns herum sich umschaute. Vielleicht beobachtete er sogar uns. Nogat sah dass ich mich um diesen Mann immer wieder umschaute. Seine einzige trockene Bemerkung war 'Zuviele schwarze Magie, mein Freund. Der Junge ist fucked. Er muss mal einem Schamanen blöd gekommen sein.'
So, das passierte wenn man einen der weisen Männer sauer machte? Oder war diese Person nur nicht stark genug der spirituellen dunklen Seite dieser Welt zu widerstehen? Ich mochte gar nicht mehr wissen. Es flösste mir Furcht ein. Es war eine Warnung. Nicht nur Drogen können tiefe Löcher ins Gehirn brennen. 
 Am einem Abend waren Camorra, Nogat und ich auf dem Weg von der Kneipe nach Hause. Es war eine gespenstische Stimmung. Die Hunde bellten in die Dunkelheit. Sie hielten sich in der Mitte des schwachen Laternenschimmers. Sie bellten Geräusche an. Geräusche, denn da war nichts auf den Wiesen. Die Kühe wurden jeden Abend in ihre Ställe gebracht. Da waren auch keine wilden Tiere um das Dorf herum. So, was bellten die Köter dann an? Die Menschen vermieden einander. Sie versuchten sich nicht in die Quere zu kommen. Sie schauten sich noch nicht einmal an. Die anhänglichen Katzen vom Tag schienen agressiv. Etwas passierte hier. Wir bewegten uns vorwärts gegen den Wind. Es behinderte sehr unser Vorankommen. Es blies heftig in den Haaren. Ich konnte mir aber keine Meinung davon machen wieso sich die Pflanzen nicht bewegten. Sie hätten sich in diesen Böen biegen müssen. Selbst die Fensterläden der Häuser klapperten. Die kleinen Pflanzen auf den Fensterbänken standen kerzengrade. Sie bewegten sich noch nicht einmal. Sie waren vom Sturm überhaupt nicht betroffen. Es war wie verhext. Ich fühlte kalten Schweiss meinen Rücken herunterlaufen. Wir kamen zu einem Zigarettengeschäft. Es war der einzige Platz mit Licht. Alle anderen Häuser in der Nachbarschaft waren dunkel. In dem Laden sass ein alter kleiner Mann mit verwitterter Haut. Sein langes graues Haar fiel bis zu seiner Hüfte. Er machte kein Geräusch als wir an ihm entlanggingen. Sein Zigarettenrauch blies unter die Zimmerdecke. Sein Stuhl quietschte. Als wir vorbeikamen hatte ich ein seltsames Gefühl. Ich drehte mich noch einmal zu dem Mann um. Aber irgendwie musste mich meine Wahrnehmung täuschen. Da war kein Schatten von ihm zu sehen, nur von seinem Stuhl. Ich schaute Nogat an aber er schüttelte nur seinen Kopf. Es half auch nicht als auf einmal Camorra seine Lippen leckte, zu seinem Freund deutete und sagte 
'Wenn du wüsstest wie lecker du bist.'
Was meinte er? Ich war nun sehr verwirrt. Machte der Batak nun sexuelle Anspielungen auf seinen Freund in der Mitte all dieses Wahnsinns?
Sein Freund schien schon gewöhnt an diese Anspielungen
'Ich weiss dass du mich gerne essen würdest.'
Nun, dies war nicht weniger gay und ich hoffte nun schnell zum Gasthaus zu kommen
'1975', murmelte der Batak
'Was war in 1975?', nach ein paar Schritten wollte ich dies nun wissen.
'Ich aass solch eine fantastische Mahlzeit das letzte Mal in 1975. Ihr Europäer seid Delikatessen! Ihr habt solch ein zartes Fleisch. Dann die gemeine indonesische Regierung verbot uns den Kannibalismus. Was für eine Verschwendung von so gutem Fleisch!'
Ich glaube kaum dass diese Bemerkung meine Stimmung erheben konnte. Selbst wenn es ein Witz war, er passte einfach nicht. Ich hatte Gänsehaut. Ich befürchtete schon von allen guten Geistern verlassen zu sein. Wir schritten eilig weiter. Camorra kicherte in sich rein wie ein verrückt gewordenes Kanninchen. Wir kamen den kleinen Pfad zu unserem Gasthaus herunter. Plötzlich wurde uns eine Taschenlampe ins Gesicht gehalten. Es war das Pockengesicht welches um die Herberge herumschlich. Camorra grüsste ihm und sprach kurz in Indonesisch mit ihm. Sie unterhielten sich so leise dass ich nichts von der Unterhaltung mitbekam. Nachdem wir den Mann hinter uns gelassen hatten, musste ich Camorra fragen denn ich konnte mich nicht zurückhalten
'Du redest mit ihm?' 
'Ja, warum auch nicht? Sag mir bloss nicht dass du Angst vor ihm hast!'
'Ich dachte er würde uns auskundschaften.'
'Vielleicht, vielleicht auch nicht.  Dieser arme Kerl ist unter dem Fluch eines Schamanen. Morgen wird er sich wohl kaum noch an diesen Abend erinnern können. Er ist nicht gefährlich. Da sind andere Leute in diesem Ort vor denen Du dich fürchten solltest.'
Der Batak wies um sich herum und ich verstand. Das alles hier hatte wirklich nichts mit uns zu tun. Wir waren nur zufällig Zeugen dieses Spektakel gewesen. Nun dass wir Pockengesicht getroffen hatte war auch alles wie im Traum verschwunden. Was war hier los? Ich wollte auch diese Antwort nicht wissen. Natürlich da war die Verlockung in alles noch einmal tiefer hineinzusehen. Aber dann wiederum wollte ich nicht hilfloses Opfer von schwarzer Magie werden. Manche Sachen sind besser wenn man sie allein lässt.